Luis Eckert (Jg. 1996, Hinterzarten) konnte vergangenes Wochenende beim Chill and Destroy Tourstopp am Feldberg den Sieg einfahren. Unter anderem ließ Luis einen BS 900 Indy raus – Glückwunsch Luis. Photos by https://www.facebook.com/JO
Diese Woche findet seit 1999 die erste vom Weltskiverband FIS unabhängige Snowboard-Weltmeisterschaft statt – die World Snowboarding Championships 2012.
Die Details zum CaD-Tourstopp am Feldberg findet ihr hier: CaD am Feldberg | 11.02.2012
Diese Woche finden nahe Oslo/Norwegen die ersten vom Weltskiverband FIS (Fédération Internationale de Ski) unabhängigen Snowboard-Weltmeisterschaften seit der letzten ISF-Weltmeisterschaft 1999 in Val di Sole/Italien statt. Die ISF (International Snowboard Federation) war von 1990 bis zum Konkurs 2002 der unabhängige Dachverband der Snowboarder.
Die Differenzen zwischen der ISF und der FIS wurden durch die Aufnahme der beiden Snowboard-Disziplinen Halfpipe sowie Parallelriesenslalom ins Olympische Programm bei den Olympischen Winterspielen 1998 in Nagano/Japan verschärft. Das IOC (International Olympic Committee) vergab im Vorfeld der Olympischen Spiele in Nagano die Qualifikation an ihr altbewährtes Mitglied – die FIS. Somit konnten sich die der ISF angeschlossenen Snowboarder nur über die Weltcups der FIS für die Olympische Snowboard-Premiere qualifizieren. Dies führte unter anderem zum Olympia-Boycott von Snowboard-Legende Terje Haakonsen. Seinem Beispiel folgen bis heute zahlreiche der weltbesten Freestyle-Snowboarder. Da bis zum heutigen Tage alleinig die FIS über die Qualifikations-Möglichkeiten der Snowboarder für die Olympischen Spiele verfügt, liegt die unabhängige Freestyle-Snowboardszene seit dem mit der FIS im Clinch. Der Nachfolger der ISF, die WSF (World Snowboard Federation) veranstaltet nun zum ersten Mal seit über einem Jahrzehnt zusammen mit dem Snowboard-Netzwerk TTR (Ticket to Ride) eine vom Weltskiverband unabhängige Snowboard-Weltmeisterschaft in den Freestyle-Disziplinen Slopestyle sowie Halfpipe. Alle Infos zur World Snowboarding Championships 2012 findet ihr hier: WSC 2012
Die ganze Sache mit den zahlreichen Verbänden zwischen ISF, FIS, WSF, TTR und IOC drängt Vergleiche zu den zahlreichen Verbänden und somit unzähligen Weltmeistern bei den Boxern auf. Da Annäherungsversuche seitens der WSF bzw. TTR mit der FIS in Bezug auf ein gemeinsames Qualifikationsystem für die kommenden Olympischen Winterspiele in Sotschi/Russland 2014 bisher ergebnislos blieben, ist die Freestyle-Snowboardszene weiterhin zersplittert.
Nachwuchs-Fahrer Luis Eckert fährt mit C-Kader-Status für den Snowboard Verband Deutschland zwar FIS-Wettkämpfe wie Europacups, Weltcups und Junioren-Weltmeisterschaften, ist aber genauso bei unabhängigen Events wie beispielsweise am Wochenende der Chill and Destroy Tour am Start, wo eher nach den persönlichen Sponsoren der Fahrer unterschieden wird anstatt nach Nationen. Im Nachwuchs-Bereich ist die Teilnahme an FIS und an unabhängigen Freestyle-Wettkämpfen zwar abgesehen von Termin-Überschneidungen kein größeres Problem. Geht es aber in der Saison 2013-2014 um die Olympia-Qualifikation für Sotschi, dann wären für Rider wie Luis nach jetzigem Stand der Dinge nur Ergebnisse bei den FIS-Wettkämpfen von Relevanz. Die hochklassigen freien Freestyle-Events wären dann in Bezug auf eine Olympia-Qualifikation bedeutungslos. Aufgrund dieser Umstände wird es wohl auch weiterhin bei den Freestyle-Snowboarder Top-Athleten geben, welche die Olympischen Spiele auslassen und die Zersplitterung der Freestyle-Szene wird weiterhin Bestand haben.
Es bleibt zu hoffen, dass die FIS ihre bisherige Linie „aufweicht“ und zusammen mit der WSF bzw. TTR im Sinne aller Freestyle-Snowboarder ein faires und gemeinsames System austüfftelt, welches allen Snowboardern die Olympia-Qualifikation ermöglicht, unabhängig von allem Verbands-Gewurschtel. Ziel muss es sein, dass alle Weltklasse-Snowboarder bei den Olympischen Spielen vertreten sein können und so Snowboarden auf ein neues Level heben.
Die Snowboardcrosser sowie die Alpin-Snowboarder (Parallelriesenslalom sowie Parallelslalom) betreffen diese Differenzen nur nebensächlich. Bis auf ein paar Ausnahmen wie beispielsweise bei den Snowboardcrossern „Sonder-Events“ wie die X-Games – sind alle Fahrer immer bei den FIS-Wettkämpfen am Start, da es keine freie Szene (mehr) gibt. Somit sind bei den Snowboardcrossern sowie bei den Alpin-Snowboardern bei den Olympischen Spielen alle Top-Athleten am Start. Wo nicht mehrere Verbände und Vereinigungen konkurrieren, kann es keine Streitigkeiten von Verbänden geben. Zwar belebt Konkurrenz das Geschäft und bringt Neuerungen und Entwicklungsdynamiken mit sich, dies kann aber – siehe Freestyle-Snowboarding – auch zu einer Zersplitterung und Unübersichtlichkeit führen. Man darf also gespannt sein, ob nach der Snowboard-Weltmeisterschaft bei Oslo etwas Bewegung in diese scheinbar endlose Geschichte kommt.
Passend zum Thema Snowboard-WM 2012 in Oslo ist in der Süddeutschen Zeitung diesen Mittwoch von Thomas Hahn der Artikel „Wir müssen Platzhirsch sein“ erschienen. Leider ist dieser nicht online frei verfügbar. Im SZ-Archiv kann der Artikel gekauft werden.